Ich bin eine Inspiration

Eröffnungsimpuls beim Podium „Vielfalt gestalten – Wie wir es schaffen, Inklusion selbstverständlich zu leben“ des Hildegardis-Vereins auf dem Katholikentag 2022.

Foto: © Stephanie Feder, Hildegardis-Verein


Ich bin eine Inspiration.

Sagst du.

Und ich denke: Wenn du wüsstest!

Es geht um das Trotzdem, das inspirierende trotzdem, das dir ein gutes Gefühl gibt wenn du mich siehst, ein Gefühl von „Was geht´s mir gut.“

Trotzdem, ich trotze gerne und so einigem, aber nicht meiner Behinderung. Ich studiere nicht trotzdem, will nicht trotzdem arbeiten und trotzdem erfolgreich sein. Ich stehe nicht trotz Behinderung morgens auf, gehe nicht trotz Behinderung vor die Tür. Aber ich gehe trotzdem. Trotz deiner Kommentare und Blicke, trotz deiner Vorurteile und meiner eigenen. Trotz der Barrieren.

Ich bin eine Inspiration.

Ich kann Spaghetti im Bett essen, ohne zu kleckern.

Ich bin gut darin anderen Mut zu machen und ich glaub, ich kann ganz gut mit Worten.

Nenn mich nicht Inspiration, nur weil ein Leben mit Behinderung nicht in dein Weltbild passt. Ich bin ein Mensch und das ist ein wichtiger Teil von mir. Es ist nicht alles, was ich bin, aber auch nicht von mir loszulösen.

Ich möchte nicht mehr bitte sagen und danke für Dinge, die selbstverständlich sein sollten. Ich möchte nicht mehr erklären, warum Inklusion auch für nicht-Behinderte ne gute Sache ist, um sie zu rechtfertigen. Ich möchte keine Ausreden mehr hören und ich möchte nicht, dass ich, dass wir immer wieder für uns selbst kämpfen müssen.

Dank Social Media durfte ich viele wunderbare Menschen kennenlernen, die ähnliche Erfahrungen machen wie ich und viele, die ganz anderes erleben. Ich kann anderen Stimmen zuhören und selbst gehört werden. Dieser Austausch, das Vernetzen, das sich mal nicht erklären müssen und das erklären können, das tut so gut. Diese bubble zeigt mir einen Vorgeschmack, wie Inklusion sein könnte. Welcher Schatz in Vielfalt liegt. Wie viele Perspektiven es außerhalb meiner eigenen gibt, die mich hinterfragen und mir neues beibringen.

Ich bin nicht deine Inspiration, will nicht deine Bewunderung. Ich will Rechte.

1 Kommentare

  1. Es ist ziemlich schwierig, für Inklusion zu sorgen, wenn man nur Rampen im Kopf hat. Was kann denn noch zu Inklusion beitragen? Es geht ja nicht um das Abschaffen von Hindernissen, sondern um offene Räume. Völlig neuer Denkansatz. Wie kann das gehen? Eine Checkliste wird da nicht helfen.

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