Willkommen in einer neuen Welt!

Was haben Taylor Swift und Paulus gemeinsam?

Diese Predigt entstand zum 14. November 2021. Sie verbindet Teile des Predigttextes aus 2. Kor 5,1-10 mit dem Songtext „Welcome to New York“ von Taylor Swift.

2. Kor 5,1-10 (Bibel in gerechter Sprache): 1Wir wissen doch: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann bekommen wir einen Ort zum Wohnen, den Gott uns bereitet, ein nicht von Menschenhand gebautes, Zeiten und Welten überdauerndes Haus im Himmel. 2Darum stöhnen wir laut. Wir sehnen uns danach, die himmlische Wohnung wie ein Kleid überzuziehen. 3Nur wenn wir wirklich überkleidet werden, stehen wir nicht nackt da. 4Denn während wir in diesem Zelt leben, stöhnen wir und haben es schwer. Wir wollen uns ja dieses Zelt nicht wegziehen lassen, sondern lieber das andere darüberziehen. Das, was dem Tod ausgeliefert ist, soll doch dem Leben einverleibt werden. 5Für das Leben hat Gott uns doch geschaffen und uns als Anzahlung die Geistkraft geschenkt. 6So sind wir zu jeder Zeit zuversichtlich, wir wissen ja: Wir sind im Körper zu Hause und wir leben in der Fremde, fern von dem, dem wir gehören. 7Denn im Vertrauen gehen wir unseren Weg, nicht aber in Orientierung an der sichtbaren Gestalt. 8Doch wir sind zuversichtlich und wollen viel lieber das Zuhause im Körper verlassen, um bei dem, dem wir gehören, zu Hause zu sein. 9Darum ist es für uns von größtem Wert, ihm zu gefallen, ob wir dabei zu Hause oder fern vom Zuhause sind. 10Denn wir alle müssen vor dem Gerichtssitz des Messias erscheinen, damit jede und jeder unter uns etwas für das erhält, was wir im Laufe des Lebens getan haben, sei es Gutes oder sei es Böses.

Wir wissen doch: Wir wissen es doch, wenn wir durch die trubeligen Straßen laufen, unseren Herzschlag hören, dass da eine Sehnsucht ist, eine Sehnsucht nach mehr.

Wir wissen doch: alles hier ist vergänglich. Wie Nomaden leben wir in Zelten, wie Geflüchtete, sind immer irgendwie unterwegs, bei allem Heimatgefühl  in der Fremde.

12. November 2021. Ein junger Syrer wird an der Grenze zwischen Belarus und Polen tot aufgefunden. Es heißt, die Todesursache sei unklar.

Und da ist diese Sehnsucht nach einem mehr, das Zeiten und Welten überdauert. Wie eine Stimme, die ruft, ein Geräusch, das wir noch nie gehört haben. Ein neues Kleid, ein Mantel über unsern Schultern, nicht um uns zu verstecken. Es hat auf uns gewartet.

Für das Leben hat Gott uns doch geschaffen und uns als Anzahlung die Geistkraft geschenkt. Und die Zuversicht, die Hoffnung auf dieses Licht, das strahlt und doch nicht blendet.

9. November 2021. Wir erinnern an die Reichspogromnacht. Wir gedenken der Ermordeten, sagen “Nie wieder” aber ist denn heute alles gut?

Und wir legen unsere Taschen auf den Boden, legen unsere gebrochenen Herzen in eine Schublade. Jede und jeder hier war vorher jemand anderes.

Wir wissen ja: es ist die große, echte, wahre Liebe, die uns zuversichtlich macht, uns voll Vertrauen unseren Weg gehen lässt, um letztendlich bei dem, dem wir gehören, zuhause zu sein. Dessen Urteil am Ende von größtem Wert ist, größer als jedes menschliche Urteil.

11. November 2021. Kinder ziehen mit Laternen durch die Stadt, feiern St. Martin, den Mann, der seinen Mantel teilte.

Denn wir müssen alle vor ihm erscheinen und würden doch nichts daran ändern wollen. Gutes und Böses. Schmerz und Abschied. Gebrochene Herzen voller Zuversicht? Wir erscheinen in unserem schönsten Kleid, diesem Geschenk, das uns überkleidet wie ein Mantel, damit wir nicht nackt dastehen. Nennen wir es Gnade.

Und doch: die Fremde bleibt und wir in ihr, in der Vorläufigkeit, Vergänglichkeit, in Verantwortung.

Willkommen, in einer neuen Welt!


Gott, du erste Modeschöpferin der Geschichte. Adam und Eva hast du Kleidung gemacht. Du hast Josef erwählt, den jungen Mann mit dem besonderen Gewand. Es heißt: wie ein Kleid, wie einen schützenden Mantel legst du deine Gnade um uns, so dass wir nicht mehr ungeschützt dastehen mit unseren klopfenden Herzen unter den Mänteln. Ich will mich immer wieder daran erinnern, dass dein Urteil zählt. Ich will das Kleid, den Mantel auf meinen Schultern spüren wie ein Schutzschild, dass ich mich weniger abhängig mache von den Urteilen anderer Menschen. Und dass ich selbst weniger urteile über mich und andere. Amen.

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